Welpenschule

Die Welpenschule

Wichtige Grundregeln für das spätere Verhalten

Fragt man 10 Fachleute, erhält man meist 10 verschiedene Meinungen – so oder ähnlich geht es den meisten Welpenbesitzern, die von Anfang an „alles richtig machen möchten“. Viel Literatur mit
unterschiedlicher Aussagekraft und unzählige Tipps von Nachbarn, Freunden und und und
verunsichern mehr als dass sie helfen.

Das erste, was ein frisch gebackener Hundebesitzer lernen sollte, sind die Phasen im Leben eines Welpen. Gerade die „Sensible Phase“, d.h. die Phase mit der höchsten Prägungsmöglichkeit ist Fluch und Segen in einem. Das Lernen in dieser wichtigen Zeit kann sowohl positiv als auch negativ stattfinden – fast unwiderruflich wird das hier Erfahrene gespeichert.

Alles, was der Welpe hier lernt, im positiven wie im negativen Sinne, bleibt fast ein Leben lang mit
einer bestimmten Wertigkeit verbunden. Auch Defizite schleppt man ein Hundeleben lang mit.

Kleine Grundformel zum Verständnis: je interessanter, positiver und lustvoller das Spiel und Lernen in dieser Phase gestaltet wird, desto größer und offener die Lernbereitschaft. Spielerisches Lernen und Erkunden, Möglichkeiten und Fördern im Sinne der angeborenen Neugier, Bedürfnisse und
Fähigkeiten ausnutzen, konsequent und liebevoller Aufbau von Sozialregeln im Umgang mit
Menschen, Umweltsicherheit durch positive Verknüpfungen – all das sind die Grundbausteine für ein glückliches, umweltsicheres Hundeleben.

Eine Rückkopplung verpasster oder negativer Lernphasen ist kaum mehr möglich.

Wird der Welpe von Mutterhündin und Wurfgeschwistern getrennt, beginnt für ihn ein vollkommen
neuer Lebensabschnitt. Nun ist der Mensch gefragt, den Hund an ein Leben unter Menschen mit all seinen Herausforderungen zu gewöhnen. Eine unbekannte Welt, eine neue Umgebung, fremde
Menschen, Gerüche und Geräusche stellen für den Welpen eine große psychische Belastung dar.
Alles bis dahin Bekannte und Vertraute, die Mutter, die Nestwärme, die Geschwister weichen einem komplett neuen Leben, welchem er erst einmal etwas ängstlich und unsicher begegnet.

Meist beginnt dieser neue Abschnitt mit einer Tortur, nämlich einer weiten Autofahrt vom Züchter nach Hause. Die eh schon beängstigende Trennung von der Familie und dann noch in einem fremden Auto mit fremden Personen wirkt bedrohlich und viele Welpen wimmern oder sind unruhig.

Hier ist es wichtig, dem Welpen Geborgenheit und Sicherheit zu geben, d.h. er sollte Körperkontakt aufnehmen können und nicht separiert für viele Autostunden in einer Box im Kofferraum ausharren. Das Zauberwort heißt ab jetzt Vertrauen und Bindung aufbauen. Durch Vertrauen und Bindung an die neuen Besitzer ist der Welpe in der Lage, die psychische und physische Belastung alles Neuen zu meistern.

Nun gilt es die goldene Mitte der Herausforderungen zu finden – der Welpe muss lernen und die
Möglichkeit haben, Erfahrungen zu machen.

Allerdings sollte er in keinem Fall überfordert werden, da alles, was er lernt, auch gespeichert werden muss und sicheres Lernen ist nur möglich, wenn der Stress sich in Grenzen hält. Ein dauergestresster Welpe hat keine Möglichkeit, das Erlernte zu verarbeiten.

Nun muss man den Welpen einschätzen können – manche Welpen sind belastbarer, neugieriger,
sicherer und psychisch stabiler als andere. Während der eine Welpe eine erste Tour über den Markt
mit neugieriger Erregung genießt, fürchtet sich ein anderer zu Tode. Es gibt natürlich Welpen, denen solche Situationen nichts ausmachen.

Bei Problemwelpen (Angst- und Unsicherheitsverhalten etc.) ist es umso wichtiger, die genaue
Geschichte zu kennen, da hier die Ursachen für späteres Problemverhalten zu finden sind
(Züchter, Prägung, Geschichte etc.)

Grundregeln für Welpenbesitzer:

Gewöhnung an neue Familienmitglieder
Gewöhnung an eine neue Umgebung (Haus, Garten, tierische Mitbewohner)
Spaziergänge auf Feldern, Wäldern und Wiesen
Langsames Heranführen an Verkehrssituationen (z. B. abendliche Spaziergänge durch das Dorf)
Besuch einer qualifizierten Welpenschule mit Prägespielen (soziale Erfahrungen, Aufbau von Selbstvertrauen, Erlernen von sozialen Gesten)
Bindung mit der Rudelführung (vertrauensbildende Maßnahmen, Bindungsspiele)
Klare Regeln im Umgang mit dem Welpen
Klare Befehle im Umgang mit dem Welpen
Ruhige Befehle, abwechselnde (intermittierende) Belohnung
Heranführen an fremde Menschen mit positiver Prägung auf Fremdkontakte (Streicheln lassen)
Übungen mit und ohne Leine
Sicherheitsübungen an belebten Orten

Hat der Welpe sich eingelebt, die neue Umgebung akzeptiert und Sicherheit erfahren, kann man den
Radius langsam steigern.

Geräuschtraining
Verkehrssicherheitstraining
Stresstoleranzsteigerung und Steigerung der Belastbarkeit im Allgemeinen

Sind ca. die ersten beiden Wochen vergangen und der Welpe hat soziale Sicherheit erlangt,
fühlt sich geborgen und angekommen in seinem neuen Rudel, so kann man beginnen, kurze
Trennungen einzuführen.

Räumliche Trennung mit Anwesenheit der Bezugspersonen
Trainieren des Alleinebleibens in schrittweisen Abschnitten mit Vor- und Rückschritten

Die neuen Besitzer müssen klare Verhaltensregeln beherrschen, damit der Hundewelpe den roten
Faden erkennt, der sich durch sein gesamtes Hundeleben ziehen sollte:

  • Konsequenz
  • Fairness
  • Sicherheit
  • Geduld
  • Menschlichkeit
  • Kein Vermenschlichen
  • Klarheit in der Kommandogabe
  • Durchsetzungsfähigkeit
  • Ehrlichkeit
  • Verlässlichkeit
  • Führungsqualitäten

 

Unsichere Welpen dürfen in keinem Fall noch in ihrem Verhalten bestätigt werden, indem man sie streichelt, anspricht oder versucht zu beruhigen. Streichelt man beispielsweise einen panischen Welpen, so verstärkt man unbewusst sein Verhalten, weil man die Ängstlichkeit bewertet und belohnt. Somit unterstützt man, obwohl man es gar nicht möchte und nur gut gemeint hat, spätere Ängstlichkeiten und Unsicherheiten.

Angst und Unsicherheit kann man durch dosiertes Aussetzen den entsprechenden Situationen mit dem eigenen Verhalten lenken, korrigieren und umkehren.

Ignoriert man Zögern und lernt durch Gewöhnung, kann der Welpe schnell erkennen, dass wenn der Rudelchef davor keine Angst hat und ihm selbst nichts passiert, das ganze gar nicht so schlimm sein kann. So lassen sich unbekannte Situationen viel schneller als mit Leckerli und guten Worten meistern.

Gewaltfreie Erziehung steht im Vordergrund

Einen Hund, egal ob Welpe oder erwachsener Hund, schlägt man nicht, man zeigt nicht durch Gewalt und Aggression Grenzen oder setzt durch Schreien Kommandos um.

Antiquierte Ausbildungsmethoden, wie sie noch auf zahlreichen Hundeplätzen praktiziert werden, gehören auf den Müll. Ebenso wie eine zwar gut gemeinte, aber komplett unautoritäre Erziehung.

Beide Extreme sind schädlich für eine gute Vertrauensbasis, eine sichere Bindung und eine glückliche Mensch-Hund Beziehung.

In manchen Ratgebern kann man noch die unsäglichen Tipps lesen:

  • beim Stubenrein werden, den Welpen mit der Nase in seine Hinterlassenschaften schubsen
  • bei Verfehlungen im Nacken schütteln
  • mit einer zusammengerollten Zeitung maßregeln
  • den Welpen im Spiel niemals gewinnen lassen und und und

 

Bei solchen Methoden wundert es nicht, dass es viele unerzogene, verhaltensgestörte Hunde mit gestressten Besitzern gibt. Der Welpe braucht Vertrauen, um alle neuen Situationen im Leben zu meistern. Welpen sind hochsensibel und brauchen Zeit, um ihre Persönlichkeit zu festigen.

Ist der Welpe im Spiel mit Artgenossen ängstlich, darf er nicht getröstet oder beschützt werden, aber es muss gewährleistet sein, dass er nicht gemobbt, gegängelt und ständig unterdrückt wird.

Ist der Welpe im Spiel mit Artgenossen eher ein Draufgänger, unterdrückt er andere ständig und kennt keine Grenzen, so muss in der qualifizierten Welpenschule geholfen werden. In diesem Falle eignet sich ein souveräner Erziehungshund, der schneller regelt als jeder Zweibeiner.
Sicher und fair, aber konsequent und unnachgiebig.

Lernen kann und sollte ein Welpe nur in angstfreier Umgebung und lernen heißt spielen, ausprobieren, Versuch und Irrtum, stärker und schwächer sein, soziale Gesten beherrschen, dominieren und beschwichtigen, maßregeln und gemaßregelt werden.

Mit Welpen spielen

Das Wichtigste ist die Bindung zum Welpen und umgekehrt. Und Bindung heißt Vertrauen, beiderseitiges – keine Angst, aber Respekt, das verwechseln viele Hundebesitzer. Autorität ausstrahlen und dabei fair und klar bleiben, in den Augen des Hundes Rudelchef sein und wert sein, dass der Hund einem kompromisslos folgt. Das ist das große Geheimnis, dem Emotionalität und Vermenschlichung gegenüber stehen.

Ein Rudelchef ist nicht aggressiv oder brutal, wohl aber an Autorität und Selbstsicherheit, klaren Kommandos und Signalen zu erkennen. Souverän und schlau kann man ein Rudel führen. Nur mit Leckerchen, also quasi Zuckerbrot und Peitsche gehorcht kein Hund freudig und sicher. Hier kann man sich das Spielen nützlich machen, denn nirgends lernt ein Welpe besser, als im spielerischen Umgang mit seinen Artgenossen – und auch mit uns.

Nun warnen viele selbsternannte Experten wieder vor körperlichen Spielen, Zerren und Ziehen. Selbstverständlich wird der Welpe irgendwann größer, wendiger und fitter. Spielen ist also eine notwendige und ernste Sache für den Welpen. Es baut aber auch Aggressionen und Frustrationen ab, bringt einen großen Lustgewinn und der Welpe lernt spielerisch seine Grenzen. Immer gewinnen ist tabu, ebenso wie immer verlieren. Eine gesunde Mischung, allerdings mit klaren Regeln.

Wird der Welpe zu stürmisch bis aggressiv, bricht man das Spiel konsequent ab. Geht man auf das Spiel ein, so wird er immer aggressiver und versucht, seine Grenzen weiter auszuloten. Bricht man ab, läuft das Verhalten ins Leere und er lernt, dass das schöne Spiel bei Fehlverhalten abgebrochen wird.

Durch die Förderung des Spieltriebs weckt man die Lernbereitschaft und Aufmerksamkeit. Der Reiz geht vom Mitspieler aus, also vom Besitzer und für den Welpen muss es immer das Größte sein, zum Rudelchef zu kommen. Also sollte hier positiv trainiert werden, positive Konditionierung und Bestärkung festigen einen sicheren Rückruf.

Freundliche Stimme, gerade Körperhaltung und vor allem Aktion wenn er kommt, Belohnung, Spiel, etc. Nie berechenbar werden und immer wieder mit dem gleichen, langweiligen Trockenleckerli und eintöniger Stimme belohnen. Abwechslungsreich und freundlich heißt das Geheimnis.

Erste Übungen für den Welpenbesitzer:

  • an der Leine laufen
  • Gegenstände hergeben
  • Neben dem Besitzer herlaufen
  • Kommen auf Zuruf
  • Geräuschsicherheitstraining
  • Trittsicherheitstraining
  • Aufmerksamkeitstraining
  • Abruftraining aus Spiel
  • Trennungstraining
  • Führersuche

Wichtig zu kennen und für die Erziehung zu nutzen ist der Selbsterhaltungstrieb, der bei jedem Hund, auch dem Welpen am stärksten ausgebildet ist.

Er schlüsselt sich in folgende Unterpunkte auf:

Beutetrieb – Jagdtrieb – Spieltrieb – Futteraufnahme – Futterlob

Die Verständigung der Hunde untereinander mittels Blickkontakt und Körpersprache ist eingebunden in den Selbsterhaltungstrieb. Die Ausbildung funktioniert also nur im Zusammenspiel von Spieltrieb, Futterlob, Blickkontakt und Körpersprache. Man setzt also diesen Selbsterhaltungstrieb ein, vermeidet aber Körperkontakt wie das gängige Drücken des Welpen mit den Händen in eine gewünschte Position.

Im gefestigten Rudel gibt es dieses Verhaltensmuster nicht. Im Rudel ist Handarbeit nur in begründeten Ausnahmefällen erlaubt, z.B. wenn der Ranghöhere seine Position behaupten muss. Dann drückt er den Untergeordneten mit Pfoten, Fang und Körperkraft zu Boden. Das löst dann Meideverhalten aus, welches unbedingt vermieden werden muss!

Während der Zahnung ist ebenfalls Vorsicht geboten. Zu diesem Zeitpunkt hat er, wie jedes andere Lebewesen naturgemäß Schmerzen. Durch das ständige Anfassen der Schnauze während dieser Zeit (etwa ab 3 – 4 Monate) verbindet der Welpe die Menschenhand mit Zufügung von Schmerzen. Er weiß nicht, dass nicht die Hand sondern der Zahnwechsel die Schmerzen verursacht.

Wichtige Punkte:

Stubenreinheit
Trennungsangst, Einüben von Alleinsein
Zahnwechsel
Welpenkrankheiten
Fütterung
Stuhlgang
Erbrechen
Lautäußerung
Körperfunktionen (Temperatur, Herzschlag etc.)
Radfahrer, Jogger, belebte Umwelt
Hundekontakte
Pflege (Ohren, Fell)
Schlafplatz
Spielen
Rituale
Ruhezeiten
Leinenführigkeit
Hundebox (Auto etc.)
Tierarzt
Belastung (körperlich und seelisch)
Meideverhalten
Rangordnungskorrektur
Körperliche Einwirkungen auf den Welpen (Tabus und NoGos)
Wahrnehmung des Welpen
Bindung und Vertrauensbildung
Hilfestellung in allen Lebenslagen
Fehlverhalten korrigieren und NICHT verstärken
Impfung, Entwurmung etc.